Die Vaihinger Gesellschaft
für Stadtgeschichte, Museumsarbeit und Kultur e.V.


Die Vaihinger Gesellschaft für Stadtgeschichte,  Museumsarbeit  und Kultur e.V. - AKTUELLES

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Mittelalterliche Erlebniswelt für Kleinglattbach? (aus der VKZ am 17.5.25)
Keine Achterbahnen, sondern ein immersives Burgdorf mit pädagogischen Konzepten und Erlebnisgastronomie: Unternehmer Christoph Schlude möchte nahe des Vaihinger Bahnhofs ein besonderes Freizeitangebot schaffen und sucht den Dialog mit den Bürgern. Am 4. Juni gibt es dazu eine Informationsveranstaltung.
Mittelalterliche Erlebniswelt für Kleinglattbach? Auf der blau markierten Fläche neben der Kreisstraße 1696 könnte die mittelalterliche Erlebniswelt gebaut werden. Rechts und im Vordergrund ist Kleinglattbach zu sehen, im Hintergrund Vaihingen. Archivfoto: Küppers, Von Michael Banholzer
Einen Mittelalterpark hatte Dr. Christoph Schlude mit seiner Epic Realms Ventures GmbH bei Markgröningen geplant. Nach drei Jahren voller Beratungen und Diskussionen versetzte der Markgröninger Gemeinderat dem Vorhaben im Dezember den Todesstoß – unter anderem aus Sorge wegen der Verkehrsbelastung (die VKZ berichtete). Doch Schlude gab nicht auf. Und inzwischen sind zwei neue Standorte im Kreis Ludwigsburg im Gespräch. Einer davon – der momentan favorisierte Standort – liegt zwischen Vaihingen und Kleinglattbach. Für die Bürger ist bereits eine Infoveranstaltung am 4. Juni um 18 Uhr in der Halle im See geplant.
„Die Potenziale der Erlebniswelt sind groß – aber sie entfalten sich nur dort, wo wir auch willkommen sind.“
Dr. Christoph Schlude, Geschäftsführer

Das mögliche Gelände der Erlbniswelt

Markgröningen sei in der Tat „nicht in unserem Sinne gelaufen“, sagt Christoph Schlude im Gespräch mit der VKZ. Doch beim Verband Region Stuttgart sei das Vorhaben positiv bewertet worden. Planungsdirektor Thomas Kiwitt habe dem Ideengeber daher mögliche Optionen für alternative Standorte aufgezeigt. Die nun in Betracht kommende Fläche in Vaihingen liegt verkehrsgünstig an der K 1696 und – fast noch wichtiger – in unmittelbarer Nähe zum Vaihinger Bahnhof. Sie wird im Norden durch Gärtnereiflächen begrenzt, im Westen durch die Kreisstraße – wo auch Parkplätze entstehen sollen – und im Osten durch die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage. Südlich schließen sich landwirtschaftliche Flächen des Weitfeldes an.
Die nach dem Flurstück „Erlebniswelt Markstein“ betitelte Anlage ist gut zehn Hektar groß und soll nicht nur mittelalterliche Unterhaltung bieten. „Wir haben das Konzept weiterentwickelt und auf Vaihingen angepasst“, erklärt Schlude. Geplant sei ein Indoor-Spielplatz, aber auch pädagogische Schauflächen, die sich mit Themen aus Landwirtschaft und Weinbau beschäftigen – als ganzjährig geöffnete Erlebnis- und Bildungswelt für alle Altersgruppen. Vorstellbar seien hierzu Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. Weiter geboten werden sollen ein immersives Burgdorf mit authentischen Handwerker-Zünften, Erlebnisgastronomie mit regionalen Lebensmitteln, eine Naturlandschaft mit Wasserelementen, mittelalterliche Feste und sogar ein mittelalterliches Badehaus. Was es hingegen nicht geben werde, sei ein klassischer Freizeitpark mit Achterbahnen und Fahrgeschäften. Es sei noch nichts in Stein gemeißelt. Denn man wolle die Vision gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickeln, betont Schlude. Der Info-Termin am 4. Juni sei daher nur als Auftakt zu verstehen. „Die Potenziale der Erlebniswelt sind groß – aber sie entfalten sich nur dort, wo wir auch willkommen sind. Deshalb ist uns der offene Dialog mit der Bevölkerung so wichtig.“
Schlude plant, einen „deutlich zweistelligen Millionenbetrag“ zu investieren. Er habe gute Finanzierungspartner an der Hand. Der Flächenerwerb ist zwar noch nicht notariell besiegelt, doch mit den Grundstückseigentümern sei man sich grundsätztlich einig. Die Erschließung werde man auf eigene Kosten vornehmen. Das Gros der benötigten Fläche gehört der Familie von Derk Groeneveld, die das Hofgut in der Kleinglattbacher Ortsmitte bewirtschaftet. Schlude sei im Frühjahr an ihn herangetreten und habe ihm das Projekt vorgestellt, berichtet der Landwirt auf Nachfrage. „Wir haben es uns in der Familie gut überlegt.“ An die Idee habe man sich schließlich erst gewöhnen müssen. Doch man sehe das Vorhaben als sinnvoll für Vaihingen an. Schließlich plane Schlude „nicht nur Tand und Narretei“. Die Schaffung von circa 80 Arbeitsplätzen werde ebenfalls in Aussicht gestellt. Sehr positiv werte er zudem, dass der Investor keine großflächige Versiegelung plane, sagt Groeneveld. Lediglich ein kleiner Teil werde bebaut. Der Betrieb solle außerdem klimaneutral erfolgen. Groeneveld hatte in den vergangenen Jahren Pläne für ein innovatives Wohnquartier im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2027 Region Stuttgart verfolgt, war aber damit im Gemeinderat gescheitert. Ein angestrebter Bürgerentscheid war aus formalen Mängeln nicht zustande gekommen.
„Das Projekt kann eine attraktive Chance für unsere Stadt sein – ohne den Haushalt zu belasten.“
Oberbürgermeister Uwe Skrzypek
Das neue Vorhaben wird nun aber offenbar von der Stadt Vaihingen unterstützt. „Das Projekt kann eine attraktive Chance für unsere Stadt sein – ohne den Haushalt zu belasten“, wird Oberbürgermeister Uwe Skrzypek in einer Pressemitteilung von Epic Realms Ventures zitiert. „Ich sehe darin eine innovative Dienstleistung, die den Gewerbestandort Vaihingen in unmittelbarer Nähe zum Fernbahnhof nutzt und gleichzeitig die 1250-jährige Geschichte der Stadt einbindet.“ Im Kleinglattbacher Ortschaftsrat ist das Projekt ebenfalls schon besprochen worden. „Die Erlebniswelt Markstein schafft nicht nur ein neues Ausflugsziel in Kleinglattbach, sondern einen Ort mit Mehrwert für die gesamte Stadt“, begrüßt Ortsvorsteher Matthias Siewert die Pläne.
Bevor es konkret wird, muss aber erst der Gemeinderat dem Vorhaben zustimmen – voraussichtlich noch vor der Sommerpause. Dann muss für die Fläche ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Dann folgen die üblichen Gutachten: beispielsweise zum Artenschutz und zu möglichen Lärmimmisionen für Kleinglattbach und für das Gebiet einer künftigen Erweiterung „Kleinglattbach Süd II“. Schlude ist zuversichtlich, dass dem Vorhaben nichts im Wege steht. Dann könnte 2027 der Baustart und spätestens im Jubiläums- und Gartenschaujahr 2029 die Eröffnung sein. (VKZ am 17.5.25)
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Aus der VKZ (14.4.25) : 

Gedenkfeier der KZ-Gedenkstätte zur Befreiung des KZ Vaihingen (8. April 1945)
Bei der bewegenden Veranstaltung zur Befreiung des KZ Vaihingen vor 80 Jahren betont Landrat Dietmar Allgaier, dass es heute wichtiger denn je, ein klares Zeichen der Solidarität zu setzen. Unter den vielen Gästen sind auch Nachkommen ehemaliger Häftlinge.
-> https://zeitung.vkz.de/data/81392/reader/reader.html?t=1745009234185#!preferred/0/package/81392/pub/111404/page/11/alb/3718148

Der 7. April 1945 war der Tag der Befreiung für rund 600 Häftlinge im Konzentrationslager „Wiesengrund“ im Glattbachtal bei Vaihingen. Aber nahezu 1600 Gefangene haben das Arbeitslager für das Bunkerwerk „Stoffel“ im ehemaligen Komplex Natzweiler nicht überlebt. Mit einer Gedenkfeier auf dem KZ-Ehrenfriedhof, umrahmt vom Bläserkreis Vaihingen und mit berührenden Schilderungen von Überlebenden, wird in jedem Jahr an das Schicksal der hier bestatteten Menschen erinnert. So auch am Sonntag vor sehr großem Besuch und mit einem besonderen Gedenken an die Opfer aus 25 Nationen. Es ist ein deutliches Zeichen: „Nie wieder!“
Zwei Überlebende sind dem Veranstalter der Feierstunde – früher Bläserkreis, seit vielen Jahren der Verein KZ-Gedenkstätte Vaihingen – noch bekannt. Sie leben in Polen und Israel und waren schon mehrmals zu Gast. „Aufgrund ihres hohen Alters wollten sie die Reisestrapazen nicht mehr auf sich nehmen“, berichtet Vorstandssprecher Rainer Mayer. Angehörige von Nachkommen Überlebender kommen aus den USA, Polen und Norwegen. Zu Gast ist als letzte Zeitzeugin Wendelgard von Staden, die im Juni 100 Jahre alt wird.
„Als Ort des Gedenkens an die Opfer des unmenschlichen KZ-Systems in der Zeit des Nationalsozialismus“ stellt Rainer Mayer die 2002 geschaffene Gedenkstätte und den nahe gelegenen Friedhof (eingeweiht 1958) vor, „als Ort historisch-politischer Bildung, insbesondere für junge Menschen. Werte, die für unsere Demokratie prägend sind – Toleranz, Freiheit, Vielfalt, Verständigung oder Solidarität –, sollen hier vermittelt werden. In letzter Zeit werden zunehmend Tendenzen spürbar, die diese Werte und Einsichten zurückdrängen wollen. Sich dem entschieden entgegenzustellen, ist die dritte Aufgabe von Gedenkstätten heute.“
Vaihingens Oberbürgermeister Uwe Skrzypek, der die Gäste am Tag zuvor zum Abendessen eingeladen hatte, zitiert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Erinnerung kennt keinen Schlussstrich und Verantwortung deshalb auch nicht.“ Skrzypeks Bitte: „Lassen Sie uns diese Aufgabe gemeinsam mit Entschlossenheit und Mitgefühl weitertragen, damit wir eine Welt gestalten, in der Hass und Intoleranz keinen Platz haben. Die Pflicht zur Erinnerung ist keine einfache formale Aufgabe, sondern eine tief empfundene Verantwortung, die wir alle tragen.“ Man müsse sich dazu bekennen, Verbrechen nicht zu verleugnen: „Versöhnung ist ein Weg, den wir gemeinsam gehen müssen.“ Und er erinnert an eine Aussage des Überlebenden Boleslaw Urbanski – „es ist heute kein Grund zur Anklage, es geht nicht um Vergeltung noch um Schuldzuweisung vergangener Taten. Die Zeit zur Versöhnung ist gekommen.“
„Der Zustand unserer Demokratie ist gefährdet und der Rechtsextremismus kommt zurück – und zwar in alle Gesellschaftsschichten“, so Landrat Dietmar Allgaier. Auch auf lokaler Ebene seien alarmierende gesellschaftliche Veränderungen sichtbar: „Die Gewaltbereitschaft nimmt zu, die Hemmschwelle sinkt.“ Angriffe auf Gedenkstätten seien mittlerweile auf der Tagesordnung, davon sei auch die Gedenkstätte Vaihingen („Die zentrale Gedenkstätte im Landkreis“) nicht ausgenommen.
Allgaier: „Mit großer Sorge blicke ich sowohl auf die politischen als auch auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die hier unmittelbar vor unserer Haustür stattfinden. Ich blicke auch mit Sorge auf das Wiedererstarken des Antisemitismus in Deutschland.“ Gerade in diesen Zeiten sei es wichtiger denn je, ein klares Zeichen der Solidarität zu setzen. Die Partnerschaft des Landkreises mit dem Oberen Galiläa in Israel nehme dabei eine besondere Bedeutung ein. „Ein Gedenktag wie dieser ist eine der zentralen Formen des Erinnerns und es bleibt unerlässlich, Jahr für Jahr das Erinnern zu erneuern“, bekräftigt der Landrat.
Rainer Mayer und Günter Baumgärtner vom Veranstalter tragen einen Brief vor, den der ehemalige Häftling Boleslaw Urbanski, inzwischen 99 Jahre alt, geschrieben und darum gebeten hat, ihn vorzulesen. Er habe die Hölle auf Erden durchlebt, schreibt er. Alle drei Lager, in denen er gewesen sei, hätten eines gemeinsam gehabt: „Vernichtung durch Arbeit.“

Gedenken an die Häftlinge

Die Erinnerungen von vier Inhaftierten, vorgetragen von Frieda Becker und Hannah Krause, Schülerinnen des Friedrich-Abel-Gymnasiums, stehen stellvertretend für die Schicksale aller Gefangenen des KZ Vaihingen und geben einen kleinen Einblick in das unfassbare Leid, das die Häftlinge erdulden mussten. Ein Zitat: „Am Ende war man mehr Tier als Mensch, es ging nur darum, wie man etwas zu essen bekommt und wie man die Schläge der Aufseher vermeidet.“ Sie zeigen, wie grausam das Leben damals im KZ gewesen ist und wie unmenschlich die Zustände in dem Lager waren.
Kranzniederlegung am Ehrenmal. Der Bläserkreis unter der Leitung von Wolfgang Kapp stimmt „A little Prayer“ an. Und für jede Nation im KZ ist eine Fahne aufgestellt, an der stellvertretend eine Blume für ein Opfer abgelegt wird. Der besondere Dank von Mayer geht an die Stadtverwaltung, speziell an den OB: „Von Anfang an hatten Sie ein offenes Ohr für unsere Probleme und Vorschläge. Die Stadt mit Ihnen an der Spitze hat sich diesen beispielhaft angenommen.“ Ein Beispiel: Die Reden und Vorträge gibt es für die Gäste in englischer Übersetzung. Der Dank einer Hinterbliebenen aus Polen geht schließlich am Mikrofon zurück an Rainer Mayer: „Thank you!“

 

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